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»Danke« und ging schnellen Schrittes von
der Bar weg. Aber bei jedem Schritt wusste
sie, dass er ihr hinterher sah. Was zur Folge
hatte, dass sich jeder Schritt in den hohen
Schuhen anfühlte, als würde sie auf Kopf-
steinpflaster laufen.
Amber war erleichtert, als sie sich dem Tisch
näherte, an dem sie immer saßen, wenn sie
mal hier waren. Ihre Freunde waren wie er-
wartet schon da und unterhielten sich
angeregt. Mit den Gläsern in der Hand
winkte Amber Carol zu und arbeitete sich
weiter mühsam an einer Gruppe Gäste
vorbei, die im Gang vor den Sitznischen her-
umstand. Es ist doch unglaublich praktisch,
wenn man mit der Schwester des Besitzers
befreundet ist, dann bekommt man immer
einen schönen Sitzplatz, dachte sie gerade
noch, als ihr beinahe die Martinigläser aus
der Hand gerutscht wären, denn eben schob
sich Eric in die Sitzgruppe. Lasziv strich er
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eine blonde Strähne aus seiner Stirn und
grinste über das ganze Gesicht.
Amber kam gar nicht dazu, sich darüber zu
wundern, dass er ohne sie hier war, da
klappte ihr die Kinnlade bis auf die Brust,
denn hinter ihm schob sich irgend so ein
Flittchen in rotem Minikleid in die Sitz-
gruppe und pflanzte sich auf den Schoß von
Ambers Freund. Amber keuchte laut auf.
Dieses blonde Flittchen legte einen Arm um
Erics Hals und presste ihre blutrot
geschminkten Lippen auf die von Eric. Den
Mund weit offen stand Amber da, das Herz
klopfte ihr heftig in der Brust, und starrte
fassungslos auf das Schauspiel, das sich
direkt vor ihren Augen abspielte. Amber re-
gistrierte nichts mehr; nicht die Musik, nicht
die Menschen um sie herum und auch nicht,
dass der Inhalt der Gläser in ihren Händen
sich über ihre Schuhe ergoss. Erst ein dump-
fer Hieb in ihren Rücken holte sie aus ihrer
Starre zurück.
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Ein ziemlich betrunkener junger Mann trieb
es etwas zu wild auf der Tanzfläche. Er
torkelte herum und schwang gefährlich seine
Arme. Amber warf dem Trunkenbold einen
grimmigen Blick zu, dann richteten sich ihre
Augen wieder auf das Pärchen am Tisch. Die
blonde Schnepfe saß noch immer auf dem
Schoß von Ambers Freund. Aber ihre Lippen
widmeten sich jetzt nicht mehr denen von
Eric sondern seinem Hals, während seine
Hände im Ausschnitt ihres Kleides
verschwanden.
Noch immer fassungslos wusste Amber
nicht, was sie tun sollte. Sollte sie hingehen
und eine Szene machen? Sie könnte Eric in
aller Öffentlichkeit eine Ohrfeige verpassen.
Oder sie könnte einfach gehen. Nur, was
dann? Amber konnte unmöglich einfach in
die gemeinsame Wohnung zurückgehen und
dort darauf warten, dass er kommen würde.
Sie wüsste nicht, wie sie dann reagieren soll-
te. Was sie ihm sagen sollte? Ob sie etwas
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sagen sollte? Vielleicht würde sie kein Wort
über ihre Lippen bringen und irgendwann
wäre der richtige Zeitpunkt verflogen, um et-
was zu sagen. Sie wusste nur zu gut, dass sie
viel zu selten etwas sagte, das anderen miss-
fiel. Sie fühlte sich einfach nicht wohl dabei.
Was sollte sie nur tun?
Amber wischte sich eine Träne von der
Wange. Sie wollte auf der Stelle anfangen, zu
heulen. Aber nicht hier, vor so vielen
Menschen. Sie wollte schreien, etwas um
sich werfen, wollte Eric fragen ob diese Frau
seine Überstunden der letzten Monate gefüllt
hatte. Sie fühlte sich hintergangen, betrogen.
Nicht nur von Eric, auch von Carol und
Steve, die ihr nichts gesagt hatten. Die sich
gerade über den Tisch beugten und Eric
bedeuteten, dass er aufgeflogen war. Eric
schaute kurz zu ihr herüber. Sie wich seinem
Blick aus, rechnete damit, dass er aufstehen
und zu ihr kommen würde. Aber als sie
wieder zu dem Tisch schaute, hatte er sich
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abgewandt und widmete sich wieder der
Blondine. Nur in Carols Augen lag ein Anflug
von Bedauern.
Amber warf Eric einen letzten Blick zu, dann
verließ sie die Bar. Auf der Straße blieb sie
stehen, blickte sich ratlos um und wusste
nicht, wohin sie sich wenden sollte. Sie kön-
nte die Zeit nutzen, die Eric sicher noch in
der Bar verbringen würde und schnell das
Wichtigste aus der gemeinsamen Wohnung
holen. Wahrscheinlich rechnete er damit,
dass sie das tat, und hatte es deswegen ver-
mieden, mit ihr zu sprechen. Es wäre für ihn
ja so viel leichter, wenn sie einfach ver-
schwand und er der Konfrontation aus dem
Weg gehen konnte.
»Feigling«, flüsterte sie in die Nacht. Viel
lieber hätte sie es in die Dunkelheit hinaus
geschrien.
Und dann? Was sollte sie danach tun? Zu
ihrer Mutter? Das konnte sie nicht. Das
würde heißen, sie müsste vor ihr
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eingestehen, versagt zu haben. Ein Hotel?
Zumindest solange, bis sie eine eigene kleine
Wohnung gefunden hatte. Aber, auch das
würde bedeuten, dass ihre Mutter erfahren
würde, dass Amber es wieder nicht geschafft
hatte, auf eigenen Füßen zu stehen. Etwas
richtig zu machen. In Amelias Augen wäre
sicher sie schuld.
Sie würde Erics Verhalten keine Sekunde
hinterfragen, aber feststellen, dass Amber sie
wieder einmal enttäuscht hatte. Und über-
haupt würde sie es sowieso nicht in die
Nacht hinausschreien, eher flüstern. So war
sie nun mal. Irgendwie war es doch ihre
Schuld, dass Eric es so einfach hatte, sie zu
betrügen. Er hat sich doch von Anfang an
denken können, dass sie nichts sagen würde.
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